KONZERT +: Der Berg ruft!

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So bedauerlich der Anlass für dieses Extrakonzert war, so groß ist nun die Freude, Ihnen das KONZERT+ ankündigen zu können! Wir spielen in diesem Jahr leider (!) keine Oper im Vorarlberger Landestheater, aber möchten Ihnen trotzdem etwas ganz Besonderes bieten: großartige, bildreiche, strauss‘sche Orchestermusik, dargeboten von beinahe 120 Musikerinnen und Musikern, und einen Liederzyklus für Tenor und fast ebenso große Orchesterbesetzung von Thomas Larcher. Chefdirigent Leo McFall und das SOV freuen sich schon auf Sie!

A Padmore Cycle von Thomas Larcher

Der Tiroler Komponist, der seit vielen Jahren im In- und Ausland höchst erfolgreich von den bekanntesten Orchestern gespielt wird, hat seinen Liederzyklus 2010 dem Sänger Mark Padmore und dessen wandelbarer Stimme „auf den Leib geschrieben“. Für ihn sei es viel schöner „für jemand“ zu komponieren, als „für irgendwen“. Dass sich auch andere Sänger dafür interessieren, freut ihn umso mehr.

In Bregenz wird Ilker Arcayürek, Wiener Tenor mit türkischen Wurzeln und internationalem Renommee, die Lieder interpretieren, die er auch schon in der Fassung mit Klaviertrio aufgeführt hat. Was Arcayürek persönlich sehr berührt, ist, dass die Liedtexte von befreundeten Autoren stammen: „Die Texte sind sehr stark, und können wirklich zum Nachdenken anregen,“ sagt er im Podcast-Interview, „aber ich finde auch die Momente ohne Text sehr stark. In Thomas‘ Musik höre ich immer wieder die Verbundenheit zur Natur, und es entsteht da eine ganz eigene, ehrliche Sprache. Man hört sofort: das ist die Musik von Thomas Larcher.“

Die Tiroler Autoren Hans Aschenwald und Alois Hotschnig, deren lyrische Texte von Larcher vertont wurden, beschreiben ihre Heimat, die Bergwelt und die Menschen, die dort leben, aus der Sicht von Außenstehenden. Larchers Antrieb war es nun, die „Intensität der sprachlichen Bilder“ mit seiner Musik „wie durch ein Vergrößerungsglas deutlich zu machen“.

Die Lieder wurden zuerst für Stimme und präpariertes Klavier geschrieben, erst 2014 stellte Larcher die Orchesterfassung fertig, in der er „die Klangwelt des Klaviers explodieren lassen wollte“. Auffallen wird dem Publikum wohl die riesige Anzahl an verschiedensten Schlaginstrumenten, aber auch andere seltener gebrauchte Instrumente sind zu sehen: Akkordeon und Celesta, Bassflöte und Bassklarinette, fünfsaitige Kontrabässe. Larcher setzt die Instrumente gekonnt und gezielt ein, ihm ist es ein Anliegen, den bekannten Orchesterklang durch zusätzliche Instrumente zu erweitern und interessanter zu machen.

Eine Alpensinfonie von Richard Strauss

Auch Richard Strauss war ein Meister der Instrumentation, seine Orchestrierungskunst erinnert an Filmmusik. Die  Alpensinfonie ist nun durch das klare Programm nicht nur eine Symphonie, sondern wird zu den Tondichtungen gezählt. Es waren zwar verschiedene inhaltliche Ansätze, die Strauss mit seiner Komposition verfolgte, unter anderem war Friedrich Nietzsches Der Antichrist noch bis kurz vor der Uraufführung in den Skizzen ein Teil des Titels. Doch durch die programmatischen Hinweise in den Noten ist Strauss‘ finale Absicht, eine abenteuerliche Bergwanderung musikalisch zu beschreiben, doch klar erkennbar.

Nacht. – So beginnt die Wanderung, die in Strauss‘ Erinnerung vielleicht auf ein Erlebnis in seiner Jugend zurückgeht, wo er sich auf dem bayerischen Heimgarten verstiegen hat und tags darauf das Erlebte auf dem Klavier musikalisch vorgetragen hatte. - Nach dem Sonnenaufgang geht es über einen Wald an einem Bache entlang, man kommt zu einem Wasserfall, auf die Alm, verirrt sich kurz, erlebt gefahrvolle Augenblicke am Gletscher, bis der Gipfel erreicht wird. Auch der Abstieg ist risikoreich, am eindrücklichsten wohl ein stürmisches Gewitter, bis am Ende wieder nach dem Sonnenuntergang die Nacht hereinbricht.

Für eine Aufführung dieser musikalischen Bergwanderung ist die Orchesterbesetzung wohl eine der größten Herausforderungen. Das SOV wird an die 120 Musiker|innen auf und hinter der Bühne versammeln – allein 20 Hörner werden gebraucht, wobei einige davon auch im sogenannten „Fernorchester“ hinter der Bühne die Jagdhörner von ferne blasen werden, und ihren Einsatz von einem zweiten Dirigenten bekommen. Neben 60 Streichern, vierfachen Blasinstrumentensätzen und anderem mehr haben auch in diesem Werk die Schlagwerker viele und großartige Aufgaben, vor allem bei Gewitter und Sturm, wo Windmaschine und Donnerblech lautstark zum Einsatz kommen. Solo-Schlagwerker Mathias Schmidt, der diesmal im Podcast zu hören ist, ist begeistert von der Strauss’schen Instrumentation: „Ein Schlaginstrument kann eine musikalische Stimmung vorgeben, sie unterstreichen, oder völlig verändern. Das Glockenspiel kann hier zum Beispiel einzelne Sonnenstrahlen darstellen, Wassertröpfchen am Wasserfall, oder harte Hagelkörner im Gewitter. Die Kunst ist, genau zu wissen, wie man es einsetzt.“

Trotz dieser enormen Anzahl an Instrumenten gibt es immer wieder auch ganz leise, lyrische Stellen. Leo McFalls Lieblingsmoment ist Auf dem Gipfel, wo eine einsame Oboe über einem schimmernden Geigenakkord spielt; für ihn ein „Bild für den Menschen, der die Schönheit der Natur betrachtet“. – Kriegen Sie da nicht Lust? - Kommen Sie mit, der Berg ruft!!